Von Brötchen, Krabben und der BRD

28.03.2013 18:10

Es ist ein kalter Morgen im November irgendwo im Osten Deutschlands.

6 Uhr: Ein polnischer Lkw nähert sich, erst schüchtern, dann immer forscher, einer kleinen Bäckerei an der Straßenecke. Bäckerei ist eigentlich der falsche Begriff. Denn diese "Bäckerei" bäckt kein Brot. Diese Bäckerei macht keine Torten - und Brötchen schon einmal gar nicht. Die Teigwaren aus Polen werden lediglich aufgebacken und dann verkauft. Der Preis ist gering. Die Qualität geringer. Man bezahlt für Luft und den Transport. Polen trifft allerdings keine Schuld. Der Auftraggeber in Polen ist ein Deutscher. Nun, neben dieser Verkaufs-Aufback-Bäckerei steht ein Familienbetrieb. Noch diese Woche wird er pleitegehen, da er seine eigenen Brötchen bäckt, auf Tradition wert legt und vor allem auf Qualität. Doch ein paar Stammkunden können die immensen Kosten nicht decken. Und Tschüss. Deutschland schafft sich ab.

Ein paar hundert Km weiter oben: Es ist noch kälterer Morgen irgendwo an der Küste.

5 Uhr. Ein Flugzeug bringt Krabben aus der Nordsee nach Afrika. Dort werden sie von Billiglohnarbeitern geputzt und gepuhlt. Dann werden die Krabben zurück an die Nordsee geflogen und landen den hellsten Kerzen auf der Torte + Touristen auf dem ach so nordisch-by-nature-kaltem, geflügeltem Fischbrötchen. Und Tschüss. Deutschland schafft sich ab.

Glauben Sie? Offensichtlich gibt es Deutschland gar nicht. Schauen Sie mal in ihren Personalausweis. Ein Staat hat kein Personal, sondern Bürger. "Deutschland" hat Personal, ist dem zu folge also gar kein Staat. "Wir" sind eine GmbH. Unterzeichnet haben wir übrigens selbst. Wer schafft jetzt hier also wen ab?