Zaunpfahl-Theorie

14.01.2015 01:30

Wo Teile sind, da sind auch Grenzen: oder eben Zäune! Und wo Zäune sind, da sind auch Zaunpfähle - Abriss einer literaturwissenschaftlichen Zaunpfahl-Theorie.

Es sind die Medien, die diese Grenzen über-schreiten und damit den unvermittelten und gegenüberliegenden Seiten Einblick verleihen. Einblicke sind es wiederum, die den Menschen stimmen und zum dem verleiten, zu dem er sich verleiten lassen möchte. Das Wesen der digitalen Transzendenz hat sich somit in die Medienwelten gestellt. Eine differenzierte Sichtweise ist daher zunehmend unmöglich geworden, da alles miteinander verknüpft ist und sich Produziertes, und Reproduziertes, Präseniertes und Repräsentation, nicht mehr von einander trennen lassen: Alles ist irgendwie schon einmal dagewesen und kulturell assimiliert worden - nun eben auch noch digitalisiert, und dies technisch zunehmend unversehrt. Der Mensch als homo digitalis "lebt" bzw. reagiert nun eine Zwischenexistenz in den künstlichen Welten, die auf "die" Wirklichkeit, also das, was Wirkung hat bzw. er-zielt, referiert. Medien sind Abstraktionen der Wirklichkeit. Abstraktionen sind aber auch immer Reduzierungen. Medien sind infolgedessen Reduzierugen der Wirklichkeit. Ihre Fragmentiertheit, durch die ständige produktion und reproduktion von künstlichen Welten, hier oft mit Bezug auf das, was Wirkung hat, ist dabei eine Notwendige Begleiterscheinung. Wo aber Teile sind, da sind auch Grenzen. Und wo Abgrenzungen sind, da sind Teile. Einige Teile sind rechts und einige sind links - und in der Mitte liegen die Kanäle, die unsere Aufmerksamkeit füttern. Diese Bündelungen sind gerade gebündelt und damit reduziert, weil sie die Wirklichkeit nicht wiedergeben können. Sie sind Teile, durch die unsichtbare Grenzen erst zu Abgrenzungen werden können. Diese Teile sind daher eingefärbt, um nicht mit einem Transparent eine Glasscheibe filmen zu müssen, hinter der sich das abspielt, was Wirkung erzielt. In diesen Färbungen oder Sichtweisen bzw. Perspektiven spielt sich das mediale Theater der Menschheit ab. Die Bühne sind die Medien, Datenberge und Videoschnippsel unserer Schnippselkultur. Da wir jeden Tag mehr Schnippsel produzieren, reproduzieren und kommentieren sowie Meta-Kommentare kommentieren und re-kommentieren, werden die gefärbten Teile immer mehr, bunter und fragmentarischen. Darunter leidet die Qualität und die Aufmerksamkeit. Je mehr Teile, desto mehr Abgrenzungen. Je mehr Abgrenzungen, desto mehr Konturen; desto deutlicher die Undeutlichkeit. Diese Undeutlichkeit äußerst sich in unseren medialen Prozessen. Es ist danach zu fragen: Wie also äußert sich die Undeutlichkeit unserer medialen Prozesse?

Der Mensch als mediales Wesen, welches versuchte sich die Welt anzueignen, geriet in das Ge-stell und schaffte sich Welten. Die Welt ist nun ein globales Phänomen über das sich kein Bericht mehr in Auftrag geben lässt. Die Welt, sie passt in keinen Bericht. Und der Bericht lebt von der Welt. Ohne Welt gäbe es nichts zu berichten, nichts zu bericht-igen. Die Berichte wurden dadurch Teil der Welt. Die Welt selbst zerfällt in Berichte vieler Medienwelten, die durch unsere Aufmerksamkeitsprozesse geklammert wird. Doch auch in die Medienwelten selbst hat sich damit das Ge-stell eingenistet und zwar wie ein Virus. Die voranschreitende Fragmenierung hat dabei eine Stufe erscheit, die nicht mehr sichtbar ist. Krücken müssen nun eingesetzt werden, um eine Sichtbarwerdung sichtbar machen zu könnne. Die oft bestrittete Komplexität der Welt badet nun in Kontrastmittel. Der frühere Bericht ist daher der Berichterstattung gewichen: einer Er-stattung von Berichten. Diese Fragmente als erneute Teilhaber an der Realität, währen sich nun vor einer weiteren Zerkleinerung, sie wollen bleiben, was sie sind; wofür sie stehen. Egal ob Brücken für Tradition und Werte oder Stützen des Kollektivs, oder eben die Lügen, auf die man sich einigte und die Beweise und Documente sowie Dogmen. Sie wollen das Komplexe homogenisieren und gezielt repräsentieren, was die Wirkung zu erzielen hat. Ihr Ziel aber ist die kontrastreiche Homogenisierung: es gibt ein rechts der Mitte, der Linie, wenn man so will, und ein links. Dies lässt sich noch religiös oder politisch aufblasen, aber das hat uns hier nicht zu interessieren. Hierbei wird das geliefert, was bestellt worden ist. Fällt die Lieferung schwer, da die gewünschten Bilder und Töne bei der "Feld"forschung"" nicht gefunden werden können, dann wird eben nachgeholfen. Ähnlich wird es z.B. in Nightcrawler beschrieben. Wie aber läuft dies ab? Welche Prinzipien lassen sich offen legen?

Die medialen "Rosinenpicker" nehem ihre Bestellungen, die gewünschten Töne und Bilder auf, denn sie sind nichts als Ge-stell, und basteln sich nach dem Baukasten-Prinzip ihre Homegenisierungen und Fragmente, d. h. Berichte in der Welt nach der Zaunpfahl-Theorie. Diese lautet wie folgt: Stell dir vor du möchtest deinen Zaun verkaufen. Wie gehst du vor? Du möchtest ein Bild von deinem Zaun machen, um ihn in das Internet zu stellen. Suchst du dir nicht einen Zaunpfahl aus, den du abfotografierts? Der Zaunpfahl wird dadruch zur Metonymie und steht für den gesamten Zaun. Suchst du dir den Zaunpfahl willkürlich aus? Nun stelle dir vor, dass dein Zaun zu 90% morsch ist! Suchst du dir für deinen Repräsentanten nicht den schönsten, also den am wenigsten morschen Zaunpfahl aus?